Ich habe Freunde eingeladen, sitze mit ihnen im Lokal und schon bereue ich es. Nein, nicht die Einladung, sondern meinen eigenen Vorschlag, uns, statt des üblichen offenen Weines, ein oder zwei Fläschchen zu genehmigen.
Kaum gesagt, schon steht der Ober parat und drückt mir die Weinkarte in die Hand, nach dem Motto „wer bezahlt, schafft an“. Diese Klippe umschiffe ich, indem ich den Ober bitte, mir doch bei der Auswahl behilflich zu sein, da ich unschlüssig zwischen dem Zweigelt, dem Spätburgunder oder doch dem Bordeaux schwanke (dies macht dem Ober auch gleich klar, in welcher Preisklasse ich zu trinken gedenke).
Die Wahl ist getroffen und ehe ich mich versehe, bringt der Ober nicht nur die bestellte Flasche, nein, auf einem Silbertablett hält er mir den frisch gezogenen Korken buchstäblich vor die Nase. Natürlich weiß ich, dass ich jetzt kennerhaft daran riechen sollte.
Hilfesuchend schaue ich auf meinen Freund, einem Weinschwätzer par excellence, der im privaten Umfeld aber auch jede Nuance eines Weines zu kommentieren weiß. Jetzt aber, wo er seine Expertise unter Beweis stellen könnte, lässt er mich schmählich im Stich und unterhält sich angeregt mit seiner Frau, mit seiner Frau!
Wie er mir später erklärt, hätte ich einen Korkton an dem typischen muffigen, schimmeligen, oft auch modrigen Geruch und Geschmack leicht erkennen können.
Korkton erkennt man am muffigen, schimmeligen, oft auch modrigen Geruch und Geschmack.Toni von Viino
Ich rieche am Korken: nichts. Der Wein schmeckt nach Rotwein, also beschließe ich: „er korkt nicht“. Ein Wein mit Korkton ist wohl jedem von uns schon mal untergekommen. Ob der Korkton schon am Geruch des Korkens erkannt wird, oder erst beim ausgeschenkten Wein, oder weil ein Freund meint, „der Wein korkt“, ist unerheblich. Streiten bringt auch nichts, da die Geruchsempfindlichkeit bei uns so unterschiedlich ausgeprägt ist, dass wir nicht davon ausgehen können, alles auf gleichem Level riechen zu können. Für die einen korkt er schon, die anderen trinken in noch mit Genuss.
Tipp: Den Wein mit etwas kohlensäurehaltigen Mineralwasser verdünnen, das sollte den Korkgeruch, wenn es denn einer ist, so weit verstärken, dass jeder ihn riechen kann.
Der Korkton wird durch Zugabe von etwas kohlensäurehaltigem Mineralwasser deutlich verstärkt.
Da lobe ich mir doch die alternativen Verschlüsse, wie Schraubverschluss, Plastikkork oder Glasverschluss. Ja, ja, ist ja gut. Unser Weinschwätzerfreund fühlt sich sofort bemüßigt darüber aufzuklären, dass sehr wohl auch Weine mit besagten Verschlüssen „korken“ können. Dies kann passieren, wenn bei der Produktion der Wein mit chlorhaltigen Mitteln (Putzmittel, Desinfektionsmittel etc.) direkt oder auch nur über die Luft kontaminiert wird und dann die Ursache allen Übels entsteht, nämlich TCA (2,4,6 Trichloranisol). Wie gesagt, kann passieren, ist jedoch so extrem selten, dass dies uns normalen Genuss-Trinkern im Leben kaum unterkommen dürfte.
Auch alternative Verschlüsse können den Korkton aufweisen.
Bevor unser Weinschwätzer ausholt, um uns weiter in die Welt der Weinfehler zu entführen, noch schnell:
Das Weinschwätzer-Fazit
Der Wein korkt. Drei Möglichkeiten, damit umzugehen: wegschütten, zum Händler zurückbringen oder zum Kochen verwenden.
Bilder: Pixabay, Anton Wallisch
Author: Anton Wallisch
Tags: 2-4-6 Trichloranisol, Kork, Korkton, Verschluss, Weinwissen